Das Breitling Pop-Up Museum in Zürich und warum Sie es besuchen sollten – Kapitel 3: Land

Am 1. Februar veröffentlichte Fratello das zweite Kapitel zu Breitlings „Then & Now Pop-Up Museum“ in Zürich. Heute folgen wir dem letzten Kapitel, das Breitlings drittem Universum gewidmet ist: Landuhren. Wie bereits in den vorherigen Kapiteln erwähnt, ist Breitling unter Georges Kerns Führung mit gleichem Schwerpunkt in die drei Welten Luft, Land und Meer zurückgekehrt, während die Marke unter den Schneiders eindeutig die führende Position im Bereich der luftfahrtbezogenen Uhren einnahm.

Um es mit Georges Kerns Worten auszudrücken: „In der Schneider-Ära war Breitling wie ein Hai im Schwimmbecken.“ Unter der neuen Führung seit 2017 ist dieser Hai im Wesentlichen in seinen natürlichen Lebensraum zurückgekehrt, wo er sich offenbar sehr wohlfühlt. Das erneuerte Engagement der Marke für Willy Breitlings Vision „Breitling-Zeit in der Luft, auf dem Boden, unter Wasser“ hat sich als unglaublich erfolgreich erwiesen.

Ein Produkt der Zeit
Wie die meisten (wenn nicht alle) erfolgreichen Uhrenhersteller, die Wirtschaftskrisen, Währungsprobleme und die Quarzkrise überstanden haben, war Breitling stets ein Produkt der Zeit. Als während des Krieges die Nachfrage nach Cockpitinstrumenten stieg, war Breitling stets zur Stelle. Als der Trend zu Taucheruhren ging, entwickelte Breitling Innovationen und entwickelte sich in diese Richtung. In den 1970er Jahren gab es einen branchenverändernden Trend zu Rennsport-Chronographen. Rennfahrer zu sein oder, noch wichtiger, wie ein Rennfahrer auszusehen, war damals alles.

Parallel dazu erlebte Hollywood eine Phase mit unzähligen Filmen mit Stars wie Steve McQueen und Paul Newman, wodurch der Rennsport stark an Bedeutung gewann. Unter Willy, dem Enkel des Gründers, gewannen Breitlings Rennsport-Chronographen zunehmend an Popularität und wurden zu einem großen Erfolg im damaligen Katalog der Marke. Heute, und analog zu den letzten beiden Kapiteln, werden wir drei Highlights dieser Kategorie näher betrachten. Bleiben Sie dran für das letzte Exemplar! Es ist ein Unikat und ein Paradebeispiel für hohe Uhrmacherkunst.

Breitling Sprint Ref. 2013, 1972
Es gibt immer Kontroversen, wenn Uhrenhersteller der mittleren und oberen Preisklasse neue Modelle aus Harz auf den Markt bringen. Uhrenfanatiker werfen mit Begriffen wie „billig“, „Schnäppchen“ und „Qualitätsverlust“ um sich. Harz ermöglicht zwar einen niedrigeren Preis, doch der Begriff „Schnäppchen“ zerfällt, wenn man die Vorteile dieses Gehäusematerials gegenüber herkömmlichen Materialien bedenkt. Die Breitling Sprint Ref. 2013 verkörpert genau das. Sie debütierte in den frühen 70er-Jahren, als eine auffällige Ästhetik Einzug in das damalige Design hielt. Bei dieser Uhr stand Funktion über Form, aber sie hatte dennoch Stil.

Ein Werkzeug für Sportler
Die Sprint wurde für Sportler entwickelt und legte Wert auf Leichtigkeit. Diese Uhr diente auch als Inspiration für Breitlings neuere Endurance, die, wie der Name schon sagt, Sportler tragen können, ohne sie zu belasten und ihre Ausdauer zu beeinträchtigen.

Unkonventionell, auffällig und unkonventionell
Ganz im Sinne des Sports verwendet diese Uhr nicht die übliche Tachymeterlünette, sondern eine Pulsskala, mit der der Träger seinen Puls per Knopfdruck ablesen kann. Wie das Zifferblatt ist auch das Gehäuse dieser Sprint unkonventionell. Es hat einen modernen Durchmesser von 40,2 mm und erinnert mit seinen Linien und Winkeln stark an die frühen 1970er Jahre.

Die Sprint Ref. 2013 ziert stolz das Cover von Breitlings neu erschienenem Buch „140 Jahre in 140 Geschichten“. Dieses Buch feiert, wie das „Damals & Heute“-Pop-up-Museum, Breitlings rundes Jubiläum im letzten Jahr.

Breitling Duograph Ref. 764, 1970
Wenn ich dieses Museum mit einer Uhr verlassen könnte, würde ich mich nur schwer für diese unglaublich schöne Breitling Duograph Ref. 764 entscheiden. Sie verkörpert alles, was ich an der Uhrmacherei liebe – Innovation, Balance, goldene Proportionen, komplexe Komplikationen und eine (zugegebenermaßen subjektive) Faszination für ihre wunderschöne, monochrome Ästhetik.

Seht euch das Ding doch mal an! Ich habe es schon einmal gesagt: Ein Chronograph mit Handaufzug, zwei Registern und ohne Datum ist der Traum vieler Uhrenliebhaber, mich eingeschlossen. Zusammen mit dem damals großen 38,2-mm-Edelstahlgehäuse ergibt das diesen Duograph mit den erstaunlich proportionierten Panda-Zifferblatt-Details.

Das „Super-Chronographen“-Kaliber
Abgesehen von der Ästhetik verfügt dieser Duograph über eine besondere Komplikation: einen Schleppzeiger-Chronographen. Das bedeutet, dass der Chronograph über zwei übereinander angeordnete zentrale Sekundenzeiger verfügt, von denen einer durch Drücken der Krone anhalten und später den anderen einholen kann. Aus diesem Grund ist zwischen Krone und Gehäuse ein kleiner Abstand erkennbar. Die übergroße Krone erfüllt somit drei Funktionen: Einstellen, Schleppzeiger messen und Aufziehen. Besonders hervorzuheben ist, dass die Kombination aus der übergroßen Krone und dem fehlenden Kronenschutz das Aufziehen dieses Duographen zu einem wahren Vergnügen macht.

Vom Vater an den Sohn
Dieses besondere Exemplar war ein Geschenk von Willy Breitling an seinen Sohn Gregory zum 20. Geburtstag. Als Gregory es erhielt, wurde ihm gesagt, dass es sich um ein außergewöhnlich kompliziertes Stück handele und er es daher mit besonderer Sorgfalt behandeln solle. Breitling war seit langem für die Herstellung von Chronographen bekannt. Was hätte der Präsident der Marke seinem Sohn also besser schenken können als ein Chronograph in solch hochwertiger Ausführung?

Breitling Datora Duograph Ref. 800 in 18 Karat Gold, 1944 – Das einzige bekannte Exemplar
Wie in Kapitel 2 dieser Artikelserie beenden wir das Trio der vorgestellten Uhren mit einem unumstrittenen Höhepunkt. Dieses Exemplar hat es in sich, aber es lohnt sich, dranzubleiben, denn es ist so gut wie nie zuvor! Diese Breitling Datora Ref. 800 aus Gelbgold gilt als das einzige existierende Exemplar. Es wird angenommen, dass 1951 eine Charge von 20 Edelstahl-Exemplaren auf den Markt kam, doch der bekannte Sammler und Markenhistoriker Fred Mandelbaum hat noch nie eines gesehen. Interessanterweise wurde diese Uhr mit zwei Referenznummern – 800 und 766 – geführt, da ihr 18-Karat-Goldgehäuse von der Referenz 766 aus dem Jahr 1944 stammte. Zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung war diese Breitling Datora Duograph eine der kompliziertesten Armbanduhren aller Zeiten.

Fertigung wie die Spitzenklasse
Bei genauerer Betrachtung erinnert die Gehäusearchitektur an die Gehäuse von High-End-Marken aus der Mitte des Jahrhunderts: gestufte Bandanstöße, gestufte Lünette und natürlich Edelmetall. Diese Merkmale bieten zwar kaum funktionale Vorteile, führen aber zu einem prachtvollen Design, das bewies, dass Breitling mit der Spitzenklasse mithalten konnte. Passend zu diesem exquisiten Gehäuse beeindruckt auch das Uhrwerk. Wie beim Vorgängermodell handelt es sich um einen Schleppzeiger-Chronographen, diesmal jedoch zusätzlich mit Kalenderfunktion.

Ausgewogen und durchdacht
Zusätzlich zum Schleppzeiger-Chronographen und dem Zeigerdatum verfügt dieser Zeitmesser über eine Mondphasenfunktion am oberen Rand des Zifferblatts. Trotz des zurückhaltenden Gehäusedurchmessers und des komplizierten Zifferblatts mit Tachymeterskala wirkt das Modell nicht überladen. Das Vier-Register-Layout sorgt für Ausgewogenheit, und die Stundenziffern sind abgeschnitten, um ein Überlappen mit den Hilfszifferblättern zu verhindern.

Klarstellung
2021 brachte Breitling die Premier Datora mit dem B25-Uhrwerk auf den Markt. Manche wetterten heftig und behaupteten, Breitling habe ein Design übernommen, zu dem es keinerlei historischen Bezug habe. Breitlings „Then & Now“-Museum ist jedoch die perfekte Möglichkeit, solche Behauptungen zu widerlegen. Nur weil die Marke in den letzten Jahrzehnten keine Uhren mit diesen Uhrwerken und Designs produziert hat, heißt das nicht, dass es sie nie gegeben hat. Deshalb war dieses Museum für Breitling so wichtig. Es ging nie darum, den Verkauf zu steigern, sondern den Besuchern mehr zu vermitteln, als sie aus ihrer Jugend über die Marke wissen. Breitling existiert schon länger als wir alle, daher ist es wichtig, dass die Markengeschichte mit höchster historischer Genauigkeit und Integrität erzählt wird.

Vorhang fällt für Breitlings „Then & Now“-Pop-up-Museum
Apropos: Das Museum bleibt dieses Jahr bis Mitte Mai geöffnet. Anstatt das Museum dauerhaft geöffnet zu lassen, war es Breitling wichtig, es mit einem Höhepunkt zu beenden. Scott Carpenters 100. Geburtstag wäre am 1. Mai 2025 gewesen, daher wird sich die Marke kurz vor diesem Datum etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Und welcher Ort wäre besser geeignet als das Züricher Museum, um Scotts 100. Geburtstag zu feiern?

Wie bereits in den vorherigen Kapiteln möchte ich Sie noch einmal dazu ermutigen, das Museum vor seiner Schließung zu besuchen, wenn Sie die Gelegenheit dazu haben. Es ist unwahrscheinlich, dass wir diese Auswahl an Breitlings Backkatalog jemals wieder in diesem Kontext genießen können. Das nächste große Jubiläum ist das 150-jährige Jubiläum im Jahr 2034, daher bin ich gespannt, was Breitling bis dahin bereithält! Vorerst können wir das Museum aber noch mindestens einen weiteren Monat lang genießen.